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-- Tagebuch --
Monat: April
Donnerstag, 25.04.2002
Also heute war, wie jeden Donnerstag, wieder Meeting im Büro [Foto].
Dann treffen sich dann alle Mitarbeiter von Eyes, Japan um die Aufgaben neu zu verteilen. In der Firma arbeiten so 15 Leute. 5 feste Mitarbeiter, und etwa 10 Studenten der Universität von Aizu. Man sollte ja meinen, da wäre es ja ein leichtes, mal Leute kennenzulernen. Das Problem aber ist, dass die meisten leider keinen ordentlichen Satz Englisch herausbekommen. Die hatten 8 Jahre Englisch in der Schule, und ich frag mich, wo das geblieben ist. Da geht gar nix! Die haben sogar Vorlesungen in Englisch. Also Prof. Herder, ich denke, sie sind ab und zu mal ordentlich verzweifelt an den Jungs....
Vielleicht ist es auch bloss deren schüchterne und zurückhaltende Art. Also ich Blick da nicht wirklich durch.
Im Grossen und Ganzen aber, sind die Leute alle sehr, sehr nett und ich bin sicher, du kannst jeden Gefallen von ihnen bekommen.
Die Einzigen, mit denen ich mich unterhalten kann, ist mein Chef, seine Frau [Foto] und Minori.
Minori studiert eigentlich in den USA, kommt aber gebürtig aus Aizu. Selbst sie, die natürlich japanisch spricht, sagt, sie könnte sich auch nicht ordentlich mit den anderen unterhalten. Mmmhh...
Donnerstag, 18.04.2002
Ich weiss jetzt endlich, warum Japaner solch komische sexuelle Vorlieben haben.
Man sagt denen ja so'n Schulmädchen-Fetisch nach. Mein Chef hat den auf jeden Fall. Als ich ihm sagte, dass ich nicht unbedingt auf die besagten stehen würde, sagte er:
"You must be lying"!
Jedenfalls müssen hier alle in den Schulen Uniformen tragen. Die Mädels tragen dabei immer Miniröcke. Sogar im Winter, wobei sie dann durch passende Riesen-Aerobic-Socken aus den 80'ern ergänzt werden. Sieht total scharf aus. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Japaner so darauf abfahren.
Die Klamotten der Leute sind sowieso irgendwie komisch. Die tragen ganz wirre Sachen. Wenn die Sonne scheint, tragen die Frauen riesige Sonnenhüte und Handschuhe, nur um nicht braun zu werden. Jaja, richtig gehört, denn bleich zu sein gilt hier als schön. Das geht bei manchen soweit, dass sie sich schminken, als wären sie Tote, oder so.
Ganz lustig dagegegen sind die Atemschutzmasken [Foto], die ne Menge Leute tragen. Von wegen Pollenflug, und so. In Verbindung mit den Hüten sehen die dann aus wie Michael Jackson. Für deren Augen mag das wohl ganz o.k. aussehen, für meine nicht. Ist aber ganz normal hier. Hab mich auch irgendwie recht schnell dran gewöhnt.
Mittwoch, 10.04.2002
Heute war Hanami angesagt. Oder auf deutsch: Kirschblütenfest [Foto].
Traditionell geht dann der Japaner zum picknicken unter die Kirschbäume [Foto], die hier ja in Massen verfügbar sind. Der schönste Platz ist allerdings am Tsurugajo Castle, wo auch wir abends hingingen mit der ganzen Belegschaft hingegangen sind.
Dort wurde dann eine riesige blaue Matte mit ner Menge Essen auf dem Boden ausgebreitet, die Schuhe ausgezogen und Platz genommen. Ich hab dann von meinem Chef die besondere Ehre (oder die Arschkarte) erteilt bekommen, die ganze Sache zu eröffnen. Ich musste so'n paar Sätze auf japanisch sagen. Die haben dann alle über mich gelacht, weil ich anscheinend völligen Quatsch erzählt hab. War auch wirklich nicht ganz einfach...
Naja egal, danach konnte es wenigstens losgehen. Ich hatte mir einiges Vorgenommen. Minori (weibl., 43kg) und ich (männl., 80kg) [Foto] hatten vor, nen bischen Wettsaufen zu machen. Wir hatten schon die ganze Woche darüber gespasst und uns heiss gemacht. Da war es nicht verwunderlich, dass ich die Sache ziemlich hochmotiviert anging.
O.K., ich hab dann die Japaner in die Kunst des Dosenstechens eingeführt. Mein letztes Mal war bei mir auch schon ein wenig länger her. Aber irgendwie kam damit keiner so richtig klar. War wohl zu kompliziert. Naja, aber anstatt die anderen immer schön wieder aufholen zu lassen, hab ich Vollgas gegeben und bin wohl übers Ziel hinaus geschossen. Sternhagelvoll und speiübel sag ich euch. Ich hab mich dann nach Hause bringen lassen und musste leider am nächsten Morgen wieder arbeiten.
Ich war aber nicht der Einzige, dem es dreckig ging....
Sonntag, 07.04.2002
Das fängt ja schon alles ziemlich gut an. Ich habe ein Fahrrad [Foto] von Prof. Cohen geliehen bekommen, dass ich das nächste halbe Jahr benutzen kann. Der Weg zur Arbeit ist ja noch ganz ok. Da geht es ziemlich viel Bergab und man ist so in 25 min dort. Wenn ich aber abends zurück fahre, geht es logischerweise den Berg wieder hoch, und ich brauch so 45 min und 2 Liter Wasser. Hoffentlich gewöhn ich mich mit der Zeit daran. Andere Leute gehen halt nach der Arbeit joggen, das hab ich nicht mehr nötig.
Ich geb mein Bestes, die Erwartungen zu erfüllen. Man bekommt hier viel entgegengebracht und wenn man nicht aufpasst hat man stets das Gefühl, etwas zurückzahlen zu müssen. Ich hab mich dann gleich mal schlau gemacht. Es wird offenbar nicht erwartet...
Bei der Arbeit ist es ganz ok, man muss sich halt erstmal an die japanische Arbeitsweise gewöhnen. Gesprochen wird eigentlich nicht gross. Jeder ist fleissig am tippen, und das Einzige was man hört, ist das Summen der Computer. Da heisst es, die Firma nach vorne zu bringen und smalltalk brauch man dafür wohl nicht.
Donnerstag, 04.04.2002
Heute ist mein erster Morgen in Japan. Die Müdigkeit hält sich in Grenzen.
Es ist alles extrem interessant im Moment. Da sind einmal diese Häuser, die mit Ihren japanischen Dächern so ziemlich einzigartig aussehen [Foto]. Eine andere interessante Sache sind die Berge. Die sind komplett bewachsen nicht so felsenmäßig wie in Dtld. Das sieht ziemlich gut aus [Foto].
Im ersten Moment fast unangenehm ist die Gastfreundlichkeit die man hier entegegengebracht bekommt. Man wird damit quasi überschüttet. Wenn man hier über irgendeinen Gegenstand redet, und der einem gefällt, ist es warscheinlich, dass versucht wird, ihn dir zu schenken.
Ich habe übrigens mal versucht, mit einer Kreditkarte zu bezahlen, oder Bargeld zu bekommen. Das ist leider fast unmöglich. Ich dachte eigentlich immer, die Japaner wären so forschrittlich...
Mittwoch, 03.04.2002
Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe vorgestern meinen Flug verpasst...
Das ist so ungefähr der "worst case", der einem in meiner Situation wiederfahren kann. Diese verdammte Zeitumstellung, die in der Nacht vor meinem Flug war, geht mich ja nichts an, dachte ich Idiot. Als ich dann um 10 Uhr am Flughafen in Düsseldorf war, hob das Flugzeug gerade ab. Ist nen ziemlich heftiges Gefühl, wenn einem am Schalter so langsam heiss wird. Als ich den ersten Schock überwunden hatte, musste ich über mich selber lachen. Glücklicherweise konnte ich gegen ein relativ geringes Entgelt, einen Flug 2 Tage später bekommen. Ich war wohl mit Gedanken schon nicht mehr ganz in Deutschland.
Naja, jetzt bin ich ja jetzt hier gut in Japan angekommen und meine Gastfamilie scheint auch ganz nett zu sein. Aber die Müdigkeit lässt einen die Sachen ziemlich langsam aufnehmen. Ist sowieso sooo viel neues auf einmal.
Ich bin jetzt fast 2 Tage auf, und hoffe, den Jet-lag damit auf einmal erschlagen zu haben. Morgen werd ichs wohl wissen. Gute Nacht...
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